Kobra Kubo: Der Klasse-Mann aus Kosice

Seit April 2019 verstärkt der frühere tschechoslowakische Juniorennationalspieler Jakub Balaz den TSV Speyer, der nach acht Spieltagen mit 16:0 Punkten als Neuling die Verbandsliga-Tabelle anführt. Nicht nur defensiv, auch im Angriff zeichnet sich der Ex-Zweitbundesliga-Akteur aus. In der laufenden Spielrunde erzielte Balaz bisher 19 Treffer.
Von Manfred Scherer
 
SPEYER. Die Anzahl seiner Länderspieleinsätze weiß der in Kosice (Slowakei) geborene und dort aufgewachsene Handballer nicht mehr: „Genau kann ich das heute wirklich nicht mehr sagen. Aber es waren sehr viele.“ Es sei immer wieder ein besonderes, prickelndes Gefühl sowie auch eine Ehre gewesen, im Nationaltrikot für sein Land aufzulaufen.
Auch etwas Stolz habe er verspürt über die zahlreichen Berufungen, die ihm eine Vielzahl schöner Erlebnisse bescheren. Sehr gerne erinnert sich Kubo, wie ihn seine Freunde beim TSV auch nennen, an die erfolgreichen Qualifikationen des tschechoslowakischen Nachwuchses zur Teilnahme an Welt- und Europameisterschaften.
 
Von KindesbeinenMit dem Handballsport sei er aufgewachsen und seit seinem sechsten Lebensjahr verbunden, da beide Eltern bei dem Verein seines Wohnortes, VSZ Kosice, aktiv spielten. Der Papa arbeitete zudem als Trainer. Von daher sei auch für ihn von frühester Kindheit an klar gewesen, dass nur Handball in Frage kommt.
 
„Mit 16 durfte ich bereits mit der ersten Mannschaft trainieren, die in der ersten tschechoslowakischen Liga spielte. Und mit knapp 18 absolvierte ich meine erste Partie im ersten Team, bevor ich dann schon bald nach Deutschland übersiedelte“, berichtet Balaz.
 
Mit 19 folgte er dem Lockruf des Rheinland-Pfalz-Saar-Oberligisten SGH Sankt Ingbert, der, so vermutet Balaz, wohl aufgrund seiner Auftritte mit der Nationalmannschaft in Deutschland auf ihn aufmerksam geworden sei. Drei Jahre spielte er dort.
 
Als Riesenerlebnis nennt der heute 35-Jährige sein Mitwirken in einer Saar-Auswahl gegen die deutsche Handball-Nationalmannschaft im Dezember 2007 beim Benefizspiel zugunsten des beim Handball so schwer verletzten früheren Weltklassespielers Joachim Deckarm.
 
Gegen Weltklasse „Gegen Handballgrößen und Weltklasseleute zu spielen wie Christian Blacky Schwarzer, Stefan Kretzschmar oder Heiner Brand und anschließend noch mit ihnen zusammen zu sitzen, war einfach eine geniale, herausragende Geschichte“, erinnert sich Balaz.
 
Die Saarbrücker Zeitung schrieb: „Ein Riesentag für Jakub Balaz. Der 21-Jährige in Diensten des RPS-Oberligisten St. Ingbert war bei der 32:40-Niederlage erfolgreichster Saar-Schütze. Mit sechs Toren, eines schöner als das andere, steht der Rohdiamant spätestens seit diesem Tag auf der Wunschliste höherklassiger Vereine.“
 
Angebote flatternMehrere Angebote flatterten dem jungen Mann daraufhin ins Haus. Zweitligist HSG Düsseldorf zeigte ebenso Interesse wie spanische und Schweizer Klubs. Letztlich entschied er sich für den saarländischen Zweitligisten HG Saarlouis: „Sportlich klasse war der Zweitliga-Klassenerhalt mit diesem Verein.“
 
Neben vielen positiven habe er aber auch einige negative Erkenntnisse gewonnen mit Funktionären, die Eigeninteresse vor sportliche Aspekte stellten. Auch für SV 64 Zweibrücken griff er zum Leder. Aus beruflichen Gründen zog der heute als Betriebsleiter eines Speyerer Unternehmens für Stickerei- und Textilveredelung arbeitende Balaz 2015 nach Speyer um und schloss sich HSG Worms an.
 
Perfekter Wechsel Dort spielte er mit Denis und Fabian Markert in der Oberliga. Durch die TSV-Eigengewächse und Funktionär Benny Eisensteck kam es zum Kontakt mit Speyers Großverein: „Nach ersten Gesprächen waren wir uns sehr schnell einig und unser gemeinsamer Wechsel nach Speyer perfekt“, berichtet der seit 2017 „glücklich verheiratete“ Slowake.
 
Beiden Kobras fühlt er sich mit seiner Frau bestens aufgehoben: „Wir sind wie eine große, intakte Familie. Sowohl im Spiel wie im Training haben wir viel Spaß und halten zusammen. Es sind schöne Freundschaften entstanden und wir unternehmen vieles gemeinsam.“ Auch sportlich laufe es prima. Die Mannschaft bestehe aus einer gesunden Mischung junger und erfahrener Spieler. Über einen weiteren Aufstieg spricht Balaz trotz des super Starts nicht: „Unser Ziel besteht einzig darin, schönen Handball zu spielen, uns von Spiel zu Spiel zu konzentrieren und dann einfach mal schauen, was dabei herauskommt.“
 
Ein Spiel vor proppenvoller Speyerer Sporthalle Ost, nennt Kubo als seinen großen Wunsch. Er hofft, dass Corona dies bald wieder erlaubt und die Zuschauer dann auch strömen. Sein Einsatz gelte mittelfristig auch dem Ziel, die Kobras in höhere Spielklassen zu führen, um nachfolgenden Generationen eine interessante sportliche Basis zu bieten.
 
Flexibler SchützeTSV-Trainer Thomas Wittemund äußert sich glücklich, einen solchen Klasse-Spieler in seinen Reihen zu wissen: „Balaz und die Markert-Brüder Denis und Fabian sowie Tim Doppler, die 2019 zu uns gestoßen sind, haben einen Riesenanteil an unserem Aufstieg in die Verbandsliga. Als Linkshänder verfügt Kubo über harte, flexible Würfe aus dem Rückraum.“
 
Der Coach weiter: „Er ist zudem ein wichtiger Spieler in unserer Abwehr sowie auch vorbildlich im Training. Auch die Mannschaft ist sehr froh, ihn im Team zu haben.“ Neben dem Handball entdeckte Balaz während der einschränkenden Corona-Zeit auch seine Liebe für das Laufen.
 
Als weitere Hobbys nennt er Lesen und Kochen. Urlaube verbringt er vorwiegend in seiner alten Heimat Kosice, weil dort die Eltern und noch viele Verwandte leben. Gerne unternehmen wir aber auch Kurzreisen in europäische Städte“, verriet er.