Sie steht im Tor und die Jungs davor

Sie steht im Tor und die Jungs davor 

WIR SIND ZUKUNFT: Emmely Albrecht ist 13 Jahre alt und hütet beim TSV Speyer den Kaste der männlichen C-Jugend 

VON SUSANNE KÜHNER 

 

SPEYER. Vor zwei Jahren entdeckte Emmely Albrecht (13) ihre Liebe für den Handballsport. Seither setzt sich die Hans-Purrmann-Gymnasiastin nicht nur auf dem Feld und im Tor durch, sondern behauptet sich auch innerhalb der Mannschaft. Emmely spielt in der männlichen C- Jugend des TSV Speyer und ist in der Pfalzliga eine Ausnahme.

Eine schlichte Tatsache gibt den Aus- schlag für den weiblichen Solo-Part im Team: Es existiert zurzeit keine weibliche C-Jugend im Verein. Seit dem vergangenen Jahr erst wieder befindet sich bei den Speyerern eine wD-Jugend im Aufbau.

Allein unter Jungs – das juckt Emmely nicht. „Das ist überhaupt kein Problem. Da wir in der D-Jugend schon gemischt waren, habe ich gar nicht darüber nachgedacht, dass das etwas Außergewöhnliches sein könnte.“ Insofern macht es Emmely nichts aus, in dem Fall sozusagen Quotenfrau zu sein.

Ihren Job auf dem Feld macht sie gut. „Seit sie im Tor steht, wird sie von den Jungs zu hundert Prozent aner- kannt, nicht zuletzt, weil sie die Position supergut ausfüllt“, meint Trainerin Silke Weber. Sie weiß es, hütet sie doch den Kasten der A-Klasse-Frauen.

Emmely probierte Handball ein- fach mal aus. Beide Elternteile spiel- ten. „Ich hab’ relativ schnell gemerkt, dass das mein Sport ist“, erzählt die Domstadterin im RHEINPFALZ-Gespräch.


 

Als Team aufzutreten, sich gegenseitig im wahren Wortsinn die Bälle zuzuspielen, einander zu motivieren und zu stützen – all das gefällt Emmely, abgesehen von den Anforderungen an die Kondition.

Stützpunkttraining besuchte Albrecht auch, berichtet Weber: „Dort hat sie aber aufgehört.“ Den Grund dafür nennt die junge Handballerin selbst: „Das war mir zu viel Gezicke.“ Da konzentrierte sie sich schon lieber auf ihre Jungs und ihre Entwicklung in der mC. 

„Erst“, denkt Emmely zurück, „habe ich auf dem Feld gespielt. Dann wollte ich was Neues ausprobieren und habe gefragt, ob ich ins Tor darf.“ Sie durfte und ist glücklich darüber: „Das ist genau meins.“

Nervenkitzel sei es schon, wenn das gegnerische Team einen Angriff vorbereitet und sich ihrem Tor nähert, erzählt die Jugendliche. „Aber mich freut es auch riesig, wenn ich das beobachten kann“, lenkt sie ein und bringt ihre Team-Kollegen lobend ins Spiel, die meistens zur Abwehr bereitstehen.

Zweimal in der Woche trainiert Emmely je eineinhalb Stunden mit der Mannschaft. Noch ein Jahr darf sie

bei den Jungs mitspielen, erklärt Weber. Dann lasse es das Regelwerk nicht mehr zu.

Dann muss die 13-Jährige ein Jahr irgendwie überbrücken, bevor sie bei den Damen einsteigt. Gedanken dar- über macht sich das Nachwuchs Talent noch nicht: „Ich will so lange wie möglich spielen und mit der Mannschaft Spaß haben.“ Ihr aktueller Wunsch: „Dass wir in der Saison unter die ersten Drei kommen.“

Sie setzt da voll auf die Gemeinschaft. Und dann wird sie doch kurz nachdenklich, wenn sie an die zurzeit noch ferne Handball-Zukunft denkt: „Ich werde schon traurig sein, wenn ich die Jungs nicht mehr sehe.“