„Meine Heimat ist immer noch die Pfalz“

Fragen am Freitag: Die früher für den TSV Speyer aktive Beachvolleyballerin Britta Büthe hat ihre Karriere nach Platz neun bei Olympia Anfang September beendet. Im Interview mit Thorsten Eisenhofer spricht die 28-Jährige über das Leben neben dem Sport sowie Reisen mit der Ukulele und darüber, warum sie die Pfalz wieder lieben gelernt hat.

Frau Büthe, war Olympia 2020 als Ziel für Sie nicht mehr reizvoll?
Gute Frage (überlegt kurz). Wenn man sich dafür entscheidet, vier Jahre weiterzumachen, entscheidet man sich ja nicht nur für weitere Olympische Spiele, sondern für einen weiteren Olympia-Zyklus. Ich hätte es meiner Partnerin Karla Borger gegenüber nicht fair gefunden, wenn ich trotz kleiner Zweifel weitergemacht hätte. Es gibt so viele Herausforderungen im Leben, die ich einfach reizvoller fand.

Reizvoller als weiterhin mit dem Sport sein Geld zu verdienen?
Ja, genau.

Macht der Leistungssport irgendwann müde und mürbe?
Das glaube ich nicht. Ich fand es bis zuletzt noch cool, hatte immer noch Lust auf den Sport. Das alleine zeigt, dass ich den Punkt, an dem ich hätte aufhören sollen, noch nicht verpasst habe. Aber ich war schon immer jemand, der sich neben dem Sport auch für andere Dinge interessiert hat. Und für andere Dinge hat man neben dem Leistungssport sehr, sehr wenig Zeit.

Spüren Sie schon Wehmut?
Gerade nicht, was aber sicherlich auch daran liegt, dass jetzt sowieso Saisonpause gewesen wäre. Wenn es für die anderen dann wieder mit der Vorbereitung losgeht, kann es schon sein, dass ich ein bisschen wehmütig werde. Was ich aber sagen kann, ist, dass mir der Abschied von vielen langjährigen Weggefährten beim letzten Turnier schon sehr schwer gefallen ist. Auch wenn ich mich auf das, was nun vor mir liegt, freue.

Die Entscheidung, Ihre Karriere zu beenden, ist sicherlich nicht erst nach den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro gefallen.
Ich habe schon lange überlegt. Die Entscheidung stand schon länger fest, wurde den Sommer über konkreter.

Hätte ein erfolgreiches Abschneiden bei den Olympischen Spielen mit einem Medaillengewinn etwas an der Entscheidung geändert?
Nein, das hätte nichts daran geändert.

Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückschauen, an was denken Sie am liebsten zurück?
Olympische Spiele sind etwas ganz Besonderes. Ich bin sehr froh und stolz darauf, das erlebt zu haben. Aber ich erinnere mich zum Beispiel auch gerne an die Zeit zurück, als ich in Speyer noch in der Halle Volleyball gespielt habe. Damals waren wir eine eingeschworene Mannschaft, das war auch eine tolle Zeit.

Sie haben in sehr vielen Ländern gespielt. Was bekommt man von denen mit?
Das ist relativ unterschiedlich, das hängt auch ein bisschen davon ab, wie direkt nach einem Turnier der Rückflug war. Aber sieben Tage Sightseeing ist da sicherlich nicht möglich. Das Schöne aber ist, dass man mit den Helfern vor Ort eigentlich immer ins Gespräch kommt und dass auch alle Spieler im selben Hotel untergebracht sind. So lernt man sehr viele Menschen aus unterschiedlichen Nationen kennen.

Sie und Karla Borger hatten zuletzt immer eine Ukulele bei den Turnieren dabei. Was hat es damit eigentlich auf sich?
Wir haben beide früher Musikinstrumente gespielt. Karla Saxophon, ich Klavier. Im vergangenen Herbst hat Karla dann wieder Unterricht genommen und ich habe Gitarre gelernt. Diese Instrumente konnten wir natürlich unmöglich auf Reisen mitnehmen, haben aber glücklicherweise den Tipp mit der Ukulele bekommen. Auf der haben wir dann ab und an gespielt.

Werden Sie in Zukunft die Spiele Ihrer bisherigen Partnerin verfolgen?
Natürlich, aber ich werde nicht bei jedem einzelnen Spiel vor dem Computer sitzen. Bis dahin habe ich hoffentlich etwas anders gefunden, was mein Leben ausfüllt und kann Karla 2020 in Tokio anfeuern.

Erst einmal werden Sie vermutlich Ihr Studium zu Ende bringen wollen …
Ich habe jetzt lange genug dafür gebraucht. Ich hoffe, dass ich jetzt schnell damit fertig werde.

Sie studieren Lebensmitteltechnologie. Wollen Sie in diesem Bereich arbeiten? Oder dem Beachvolleyball erhalten bleiben?
Ich kann mir nicht vorstellen, hauptberuflich im Sport zu arbeiten. Ich kann mir aber vorstellen, nebenbei ehrenamtlich im Sport etwas zu machen. Aber nur, wenn Platz und Zeit ist. Ich habe jetzt lange für den Sport gelebt.

Wie oft sind Sie noch in Speyer?
Relativ oft. Mein Freund wohnt in Mannheim, meine Eltern in Böhl-Iggelheim. Daher bleibt viel Zeit, Freunde zu besuchen.

Sie leben seit einigen Jahren in Stuttgart. Wo sehen Sie Ihre Heimat?
Meine Heimat ist immer noch die Pfalz, die ist mir immer noch wichtig. Aber mein zu Hause ist derzeit Stuttgart.

Können Sie sich vorstellen, in die Pfalz zurückzukommen?
Erst einmal muss ich mein Studium abschließen, dann kommt es auch darauf an, wo ich letztendlich einen Job finde. Aber mittlerweile kann ich es mir auf jeden Fall gut vorstellen, obwohl ich früher immer nur weit weg wollte (lacht).
 

Zur Person

Britta Büthe war in der Jugend für den TSV Speyer aktiv – im Volleyball und später dann auch im Beachvolleyball, wo sie im Nachwuchsbereich bereits den ersten Titel bei den deutschen Meisterschaften gewann. Später kamen unter anderem Platz drei bei der Junioren-WM und der Titel bei der U23-EM hinzu. Mit ihrer Partnerin Karla Borger spielte Büthe – beide leben in Stuttgart nur fünf Minuten voneinander entfernt – ihre gesamte Laufbahn im Aktivenbereich zusammen. Ihre größten gemeinsamen Erfolge waren die Vize-Weltmeisterschaft 2013 und der Sieg bei den deutschen Meisterschaften im folgenden Jahr. Nach einer langwierigen Rückenverletzung von Borger war es lange fraglich, ob dem Duo die Qualifikation für Olympia gelingt. Sie schafften es schließlich und belegten in Rio den neunten Platz. (tnf)



Quelle: Rheinpfalz, 7.10.2016