23.06.2020

Kommt der Star, ist die Freude gleich doppelt


 Die Geduld von 24 jungen Damen zwischen 14 und 21 Jahren beim TSV Speyer wurde strapaziert in den vergangenen Wochen. Covid-19 überholte den Turnvirus, mit dem alle infiziert sind. Mittlerweile ist sogar der Wettkampfgeist wieder geweckt.
Von Susanne Kühner
 
Speyer. „Die Matten sind abgespritzt. Ihr müsst nur eure Decken drauflegen.“ Renate Behm, Abteilungsleiterin Turnen, hat selbst in Corona-Zeiten alles im Griff. Eine gute Viertelstunde, bevor die jungen Sportlerinnen am Sonntagvormittag an der Gymnastikhalle auf dem TSV-Gelände eintreffen, hat sie bereits gewirkt.
 
Blaue Matten liegen im gebührenden Abstand nebeneinander, jeweils fünf in einer Reihe. Am Eingang steht Desinfektionsmittel für die Hände. „Wenn ich komme, muss ich erst alle Fenster und Türen aufmachen. Während des Trainings müssen die Fenster geöffnet bleiben“, nennt Behm eine nächste Regelung, die es strikt einzuhalten gilt.
 
Einzeln eintreten, Mundschutz erst am Platz ablegen, Abstand halten: Die Maßnahmen sind allen in Fleisch und Blut übergegangen, wie sich schnell zeigt. Eine eigene Unterlage hat jede Turnerin mitgebracht, die sie auf den vorbereiteten Untergrund legt.
 
Behm übernimmt die Logistik, Jana Berezko das Training. 15-mal hat sie die deutsche Meisterschaft in Rhythmischer Sportgymnastik gewonnen, war 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro dabei.
 
Ihre Karriere hat Berezk beendet. Seit gut eineinhalb Jahren trainiert sie beim TSV.
 
„Die Mädels freuen sich immer, wenn Jana kommt“, erzählt Behm der RHEINPFALZ vor der Hallentür. Sie selbst darf während des Trainings nicht zusätzlich in die Halle. Nur zehn Aktive plus eine Übungsleiterin sind erlaubt.
 
Froh ist die TSV-Ikone, in Berezko eine wertvolle Unterstützung gefunden zu haben, gerade jetzt, wo die Zeiten turbulent sind. Tatsache ist nämlich: Die Pandemie stoppte zwar den Trainingsbetrieb. Das Deutsche Turnfest in Leipzig soll aber 2021 stattfinden. Das Problem: Es wird offen ausgeschrieben.
 
Doppelt ackern„Eigentlich hätten sich zwei unserer Mannschaften qualifizieren müssen“, erklärt Behm. Die Juniorinnen – zwischen 16 und 21 Jahre alt – und die Nachwuchsgruppe – 14 bis 18 – standen auf dem Plan. Da alle Veranstaltungen zur Qualifikation beitragenden Wettbewerbe ausfallen, muss doppelt geackert werden.
 
Behms Befürchtung: „Da sich anmelden kann, wer möchte, kann es sein, dass viel mehr Mannschaften dabei sind als sonst.“ Vor allem die stärkste Konkurrenz Rodalben nennt Behm. Deren Vorteil: „Sie haben ein eigenes Vereinsheim und trainieren daher schon seit Wochen.“
 
Geschlossene Sporthallen in Speyer verhindern das für den TSV. Normalerweise leiten Sarah und Julia Bader die Juniorinnen an, den Nachwuchs Nadine und Annette Fritz. Berezko Sondertraining soll fehlende Stunden ein wenig auffangen.
 
Aber auch hier gibt es Hürden zu nehmen. „Wir dürfen nur mit dem Mund korrigieren, nicht mit den Händen.“ Die Körper der Mädchen in die richtige Position bringen oder Hebefiguren umsetzen, ist nicht dieser Tage. Nur Übungen ohne Körperkontakt sind zugelassen.
 
Froh ist Behm, dass die jungen Sportlerinnen sich selbst im Spiegel der Gymnastikhalle kritisch im Auge behalten. Diszipliniert sind sie auch nach der langen Auszeit. Das fehlende Training riss aber Lücken.
 
„Mir hat es gefehlt“, sagt Alina Weise. Anfangs sei das Gefühl komisch gewesen, wieder in der Gruppe zu sein. Aber nun laufe alles schon wieder normal. „Außer, dass man sich nicht anfassen darf“, lenkt die 15-Jährige ein.
 
Blöd ist für Luisa Kolb, dass nicht alles umsetzbar ist, was möglich wäre. Aber auch sie versichert: „Ich habe das Training sehr vermisst. Daher macht es jetzt auch viel Spaß.“


 


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